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Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.    2. Timotheus 3,16

Wer hätte das gedacht: „Alle Schrift von Gott eingegeben“, bezieht sich auf die ganze Bibel Alten und Neuen Testamentes. Dabei haben wir es mit Worten Gottes zu tun, die er in menschlicher Sprache zum Ausdruck bringt, damit wir sie verstehen können. „Alle Schrift hat bei Paulus immer denselben Sinn; so heißt der in der Schrift gefasste Spruch, der eben dadurch, dass er geschrieben worden ist, mit Autorität versehen der Vergänglichkeit entnommen und über alle Zeiten hinweg zur ganzen Gemeinde gesprochen ist“ (F. Rienecker, Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament, Seite 505). Auch wenn wir diese Schriften nicht immer gleich begreifen, so fordern sie uns doch zum Nachdenken auf. Mit der Bitte zu Gott um seinen Geist und im Miteinander von Christen lernen wir sie zu verstehen und erkennen, was er mit seinem Wort in unserem Leben vorhat.

Leider hat man bei der Auswahl des Monatsspruches vergessen, auch den nächsten Vers aufzunehmen, in dem die Zielrichtung der ganzen Bibel genannt ist:

„dass der Mensch vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2. Timotheus 3,17). Gemeint ist die Lebenstüchtigkeit, wie sie auch schon im Alte Testament benannt ist: „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl“ (Psalm 1, 1-3). Die Lebenstüchtigkeit des Menschen wird im immer grünenden und fruchtbringenden Baum am Wasser dargestellt. Ein tolles Bild für die Aussagen: „Und was er macht, das gerät wohl“ – gleichbedeutend mit– „dass der Mensch vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“.                                                                                                                            
Damit das geschehen kann, ist das persönliche Lesen der Bibel, das Hören des Wortes Gottes im Gottesdienst und das Bedenken biblischer Texte im Gespräch mit anderen Christen eine wesentliche Hilfe und Ermutigung zur Bewältigung des Alltags. Ja, die Beschäftigung mit biblischen Texten hat einen konkreten Nutzen, hier mit vier Stichworten festgehalten: „zur Lehre“, meint den Gesamtzusammenhang des Wissen von Gott, Mensch, Tier und Kosmos - im Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Schöpfung und Geschichte. Hierin sich ausreichend zu informieren, hilft uns zur Einordnung von Freude und Leid, Krieg und Frieden…, so dass wir nicht mit unseren menschlichen Sichtweisen alles jetzt schon beurteilen werden, sondern in Offenheit und Vertrauen zu Gott uns in jedes Heute wagen. „zur Zurechtweisung“ weist eindeutig auf das Recht der Menschen untereinander hin, wobei es immer um das Recht Gottes geht, wie wir es in den zehn Geboten im Verständnis der Bergpredigt Jesu finden. Dazu kommen einzelne Weisungen in den Evangelien und Briefen des Neuen Testamentes zur Sprache. In aller Unklarheit von Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge … wird uns der Wille Gottes bewusst, der für uns verbindlich gilt. Wo mehr Recht unter den Menschen gelebt wird, gewinnt das Leben eine neue Qualität des Miteinanders. „zur Besserung“ hat die Veränderung unseres Verhaltens im Blick. Die Zurechtweisung ist auf konkrete neue Schritte aus. Wir werden als Christen lebenslang in einen Lernprozess hineingestellt, in die Nachfolge Jesu genommen, um letztlich Jesus in seinem Wesen und Wirken ähnlicher zu werden. So finden wir in der Bibel immer wieder, Ermahnungen und Ermutigungen der Vollkommenheit zuzustreben, auch wenn wir nie alles perfekt schaffen; aber Jesus hilft uns willig mit ihm voranzuschreiten, bis wir einst im Reich Gottes in der Vollendung dankbar zurückschauen werden. „zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ Da das Pestalozzi - Prinzip: Der Mensch braucht das Gute, den guten Kern in sich, nur zu Entfaltung zu bringen, sich in der Weltgeschichte nicht bewahrheitet hat, bedarf es immer wieder der Erinnerung, zu der sich ein Mensch auch gegen seine Gewohnheit aufraffen muss. Da wir durch die Umwelt immer wieder zu anderen Zielen verlockt werden, der eigenen Vergesslichkeit unterworfen sind, ist die immer neue Ausrichtung durch das Wort Gottes, wie wir es in der Bibel finden, notwendig. Wie durch das Ja und Nein in der Erziehung das Leben eines Kindes geformt wird, so bedarf es auch der Korrektur unseres Lebens, damit wir in der gelebten Gerechtigkeit wachsen und klare Konturen gewinnen. So können wir unermüdlich in die Vollkommenheit als Christen voranschreiten. Glücklich und froh wird der sein, der diesen Weg Gottes immer neu wagt, auch wenn es nicht ohne Versagen geht. Eben Lebenstüchtigkeit ist gefragt und zutiefst unsere innerste Sehnsucht. Mit der Orientierung auf das von Gott mitgeteilte Wort sind wir auf einem guten Weg!

Siegward Busat